Ausstellungen 1996
Fabrizio Corneli
Cosmo Domestico - Schattenobjekte
17. November 1996 bis 12. Januar 1997
Fabrizio Corneli, *1958 in Florenz, studierte in den Jahren 1978 bis 1985 an der Kunstakademie und an der Universität Florenz. Inden Folgejahren wendet er sich dem Studium der Optik, Mathematik und Physik zu, um die daraus gewonnenen Erkenntnisse dann in seiner Kunst umzusetzen. Seine erste Licht- Schattenarbeit, eine Anamorphose, zeigte er 1978 in Rom. Die Anamorphose ist ein aus der angewandten Geometrie während der Renaissance und dem Manierismus entwickeltes Verfahren, Zerr- oder gekrümmte Bilder herzustellen , die erst durch einen bestimmten Betrachterstandpunkt in ein gewohntes "Bild" zu "korrigieren" sind Die "Korrektur" des Zerrbildes geschieht bei Corneli nicht nur durch den physischen Standort des Betrachters, sondern vor allem durch Licht, das aus einer bestimmt plazierten Quelle (Halogenstrahler) strahlt. "Licht" und Schatten wird somit ebenfalls ein wesentliches Thema seiner Arbeit. Die Anamorphose bleibt Thema bis in die 90er Jahre. Er materialisiert sie aber weniger in Licht/Schattenarbeiten als in Objekten und Skulpturen.
1992 findet er zu seinen Licht/Schattenarbeiten zurück. Er reduziert die Materialien auf mit Fiberglas verstärkte amorphote Papierformen, die er in horizontaler Richtung auf die Wand montiert. Dilatiert (entzerrt) und zum Ganzen werden diese Teile durch Licht. Für den Betrachter erscheinen die aus 5 bis 12 Teilen bestehenden Arbeiten erst durch eine Lichtquelle als Ganzes.
Interessant erscheint Cornelis Beziehung zur italienischen Renaissance und zum italienischen Manierismus und damit verbunden die Frage, wie der moderne italienische Künstler mit dem für uns so mächtigen Kulturerbe seines Landes umgeht. Das bezieht sich einmal auf die technische und das andere Mal auf die inhaltliche Dimension seiner Arbeit.
Corneli verbindet naturwissenschaftliche Phänomene mit den physiologischen und psychologischen Wahrnehmungsmöglichkeiten des Betrachters. Geleitet ist er dabei durch philosophische Gedanken, auch über den Zusammenhang von "Kosmos" und "Haus" - wie es auch der Titel der Ausstellung zum Ausdruck bringen möchte. Das Resultat sind die beständigen inneren Hin- und Herbewegungen in uns, deren materiale Analogie die Anamorphose ist, sowie das Erleben von Licht als eine Bedingung für die Wahrnehmung äußerer Erscheinungen.
Im Begleitprogramm: Lesung aus "L'autre lumière" von Manfred Beer, Lage. Es lesen der Autor und Elmar Bartel (Rundfunk/Fernsehen).
Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen.
Die Ausstellung wird gefördert von der Stadt Neuenhaus und dem Land Niedersachsen.