Thomas KaminskyThomas Kaminsky
Ausstellungen 2007

Thomas Kaminsky

Thomas Kaminsky
Malaktion

Bilder, Objekte und Wandmalereien

17. März bis 27. Mai 2007

"Reine Malerei" als Welt erfassende Geste. Werke von Thomas Kaminsky im Kunstverein Grafschaft Bentheim in Neuenhaus

Wer in diesen Tagen in der Galerie des Kunstvereins am Lesetisch sitzt, der sitzt eigentlich inmitten eines riesigen Bildes. Der Künstler Thomas Kaminsky hat die Wände in verschiedenen Farben monochrom gestaltet, wobei der Duktus noch als malerische Geste ablesbar ist. So ist ein lichtes Raumgefüge entstanden, das auf den Besucher eine regelrechte Sogwirkung ausübt und ihn unwillkürlich ins "Bild" hineinzieht.

Von Thomas Kriegisch

Farbintervention könnte man die Wirkung dieser Arbeit im Raum und auf den Raum nennen, die Teil der am Freitagabend eröffneten Ausstellung mit Werken des heute in Wien lebenden Malers Thomas Kaminsky ist. Mit dem 1945 in Dresden geborenen Künstler, der von 1970 bis 1976 als Meisterschüler bei Professor Hann Trier an der HfbK Berlin (West) studierte, setzt der Kunstverein Grafschaft Bentheim seine 1996 gestartete und eng an der Gegenwartskunst orientierte Programmlinie "Malerei" fort. Zu sehen waren in dieser herausragenden Galerie-Reihe bereits so unterschiedliche Künstler wie Michael Bette (1998) oder Nino Malfatti (2000). Mit Thomas Kaminsky ist bis zum 27. Mai nun ein Künstler in Neuenhaus zu entdecken, der seine ausgereifte Position aus dem Spannungsfeld der informellen Malerei der 1950er Jahre und dem abstrakten Expressionismus abgeleitet hat. Die vornehmlich aus dem gestisch gesetzten Pinselduktus erarbeitete Bildsystematik des Informel und die bis ins Monochrome geführte Farbigkeit des abstrakten Expressionismus hat Kaminsky über viele Jahre des ästhetischen Experimentes und der bildnerischen Befragung formal zu einer völlig eigenständigen und konsequenten Haltung in der gegenstandslosen Malerei geführt, die ihn heute zu einem renommierten Vertreter klassischer Gegenwartskunst und der "reinen Malerei" zählen lässt.

Zeigt sich Kaminsky mit seinem ästhetischen Eingriff in die Neuenhauser Raumarchitektur von einer konstruktiven Seite, so besticht er im anderen Teil der Galerie mit bildnerisch weiter entwickelten und vollendeten Positionen aus dem Informel. Zu sehen sind hier aktuelle Öl,- Acryl- oder Pastellmalerei, eine raumgreifende Handzeichnung an der Decke oder eine originelle Tuschzeichnung, die Kaminsky mit den rotierenden Bewegungen seiner "Malmaschine" – eine elektrische Zahnbürste auf Rädern – aufs Bild bringen ließ.

Kaminsky selbst setzt seine Bildzeichen von einer qualitativ hochanspruchsvollen und zurückhaltenden Farbpalette mit scripturalen Bewegungen als freie und authentische Gesten. Was anfangs so noch recht ungefiltert und spontan die Bildfläche erobert und den Bildraum zu definieren sucht, fügt sich jedoch dem ordnenden Gestaltungswillen des Künstlers in kompositorische Strukturen. Aus dieser stetig korrespondierenden Wechselbeziehung eines emotionalen, prozesshaften Ausdrucks und einer formalästhetischen Systematisierung entsteht jene Kraft, die aus der abstrakten Malerei Kunst werden lässt. Kaminskys Werke sind allesamt bildnerische Mikrokosmen voller Poesie, die ein überaus spannendes und dynamisches Eigenleben haben. Erzählerisch werden die Werke für jenen, der sich auf den malerischen Fluss einlässt und ihm in die ästhetische Ordnung der Bildelemente folgt. Diese Werke faszinieren und gewinnen mit ihrer großzügigen, die Welt umarmenden und erfassenden Geste – es ist wohl jene lichte Haltung, mit der Kaminsky selbst der Welt gegenüber steht. Unbedingt hingehen!

Die Ausstellung wird gefördert von der Stadt Neuenhaus und dem Land Niedersachsen.

Ausstellungsansicht
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